Fachkommentar: Mag. pharm. Gabriele Müller
Sommer, Sonne, Sonnencreme – doch worauf kommt es an beim Kauf?
Wir alle benutzen sie, um unsere Haut vor den schädlichen Effekten der Sonnenstrahlen zu schützen. „Die Haut merkt sich jeden Sonnenstrahl“ ist ein bekannter Spruch. Entscheidend neben den pflegenden Inhaltsstoffen sind die beinhalteten Filtersubstanzen vornehmlich gegen die UVA- und UVB-Strahlung. Diese wird gestreut, absorbiert oder reflektiert. Deshalb sollen die Sonnen-Cremes, Emulsionen, Öle, Gele usw. rechtzeitig (ca. eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad) möglichst flächig, lückenlos und vor allem in ausreichender Menge (2 Gramm pro Quadratzentimeter Haut entspricht je nach Körpergröße etwa 3 – 4 großen Esslöffeln) aufgetragen werden.
Die Qualität der Schutzwirkung des Produktes hängt in der Hauptsache von den eingesetzten Filtersubstanzen ab. Diese haben meist komplizierte, chemische Namen und nicht jeder Filter ist für jeden verträglich. Um die notwendige Abschirmung aufzubauen müssen mehrere Filter kombiniert werden. Denn keine einzelne Substanz kann das gesamte Spektrum der Strahlung abdecken.
Die Filterkombination des gewählten Produktes sollte sowohl vor UVA- (320 – 400 nm) als auch vor UVB-Strahlung (280 – 320 nm) schützen.
UVB-LICHT
- löst Rötung und Sonnenbrand aus
- lässt die Haut braun werden
- führt zur Bildung von Vitamin D
UVA-LICHT
- löst kaum Sonnenbrand aus
- schädigt die Kollagene der Haut (Hautalterung und Faltenbildung)
- fördert die Bildung freier Radikale (Hautkrebsrisiko)
Der ausgewiesene Lichtschutzfaktor (LSF) bezieht sich nur auf die UVB-Strahlung. Im Englischen wird er auch als (SPF = sun protection factor) bezeichnet. Er gibt an, um wieviel länger man in der Sonne bleiben könnte, bis es zur Hautrötung kommt. Bei einem bestehenden Eigenschutz von etwa 10 Minuten (je nach Hauttyp), dürfte man sich mit einem LSF 30 Produkt also ca. 300 Minuten in der Sonne aufhalten. Leider ist dies ein rein theoretischer Wert. Deshalb sollte man aus eigenem gesundheitlichen Interesse diese Zeit nie vollständig ausreizen. Denn man riskiert außer einem schmerzhaften Sonnenbrand vorzeitige Hautalterung, Altersflecken bis hin zum Hautkrebs.
Um langfristige Hautschäden zu vermeiden, ist es wichtig, dass sich zusätzlich das UVA-Siegel auf dem Produkt befindet. Dieses sagt aus, dass der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes beträgt. Bei z.B. LSF 30 hat man so einen UVA Schutz von mindestens 10.
Aus dermatologischer Sicht gilt:
JE HÖHER der UVA-Schutz, DESTO BESSER für die Haut
SCHUTZ VOR INFRAROT
(IR-Strahlung)
Diese Wärmestrahlung der Sonne, vor allem die IR-A-Strahlen können die Haut ebenfalls schädigen. Leider können diese durch herkömmliche Filter nicht abgeschirmt werden. Daher enthalten gute Sonnenschutzmittel spezielle Antioxidantien wie z.B. Vitamin C und E, Coenzym Q10 (Ubichinon oder Ubichinol) oder Traubenkernextrakt zum IR-Schutz.
Wodurch zeichnet sich ein GUTER UV-FILTER aus?
- Er sollte keine allergische Reaktion auslösen.
- Er darf nicht durch die Haut dringen und in die Blutbahn gelangen.
- Er sollte keine Hormon-ähnliche Wirkung entfalten.
- Er sollte nicht zerfallen, also photostabil sein. Denn sonst würde die Schutzwirkung schnell nachlassen und die entstehenden Zerfallsprodukte könnten die Haut reizen.
Alle in Österreich auf dem Markt befindlichen Sonnenschutzprodukte und damit auch die verwendeten Filtersubstanzen unterliegen der Kosmetik-Richtlinie der Europäischen Union.
Welche FILTERARTEN gibt es?
Im Wesentlichen unterscheiden wir 2 verschiedene Arten von UV-Filtern:
#1
Chemische / organische Filter wandeln die UV-Strahlen auf der Haut in Wärme um. Immer wieder kommen diese Substanzen in Verruf, da man Hinweise auf eine Hormonwirkung und/oder Photoinstabilität unter Bildung reaktiver Spaltprodukte gefunden hat. Vorsichtshalber wird bei Schwangeren, Stillenden und bei Kleinkindern geraten, diesen Filtertyp zu vermeiden. Doch ohne ihn ist leider kein ausreichender UVA Schutz möglich. Neuere Substanzen allerdings sind meist gut verträglich, photostabil, nur minimal Allergie auslösend und ohne hormonelle Wirkungen. Sie lassen sich leicht entfernen und können die Hautschicht nicht durchdringen.
#2
Mineralische/anorganische/physikalische Filter reflektieren und streuen das Sonnenlicht auf der Haut. In der Hauptsache werden hier kleine Pigmente aus Zinkoxid (ZnO) oder Titandioxid (TiO2) verwendet. Sie sind sehr gut verträglich, photostabil und lösen soweit bekannt keine Allergien aus. Sie decken ein breites Wellenlängenspektrum allerdings hauptsächlich im UVB-Bereich ab. Andererseits lassen sie sich nur schwer wieder abwaschen und es verbleibt bei der Anwendung ein weißer Schleier auf der Haut. Des Weiteren können sie die Haut austrocknen. Die Kosmetik-Industrie greift deshalb gerne auf mikronisierte Partikel – also stark zerkleinerte Teilchen (Nanotechnologie) – zurück. Diese sind so winzig, dass sie sich besser verteilen lassen. Nachteil: Es steht in der Diskussion, ob diese Miniteilchen durch die Haut dringen könnten. Wer hier auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Nanopartikel-freie Produkte wählen.
Achtung
Nanopartikel müssen in der Zutatenliste mit dem Wort “Nano” gekennzeichnet sein.
Was ist besser: CHEMISCHE ODER MINERALISCHE FILTER?
Es bleibt wohl eine Philosophiefrage. Denn letztendlich kommt es auch darauf an, womit man sich am Besten anfreunden kann und sich am wohlsten fühlt. Eine Sonnencreme mit gut verträglichen, modernen, chemischen Filtern sollte ebenso unbedenklich angewendet werden können wie eine mit nur mineralischen Pigmenten. Bei Letzteren kann der UVA Schutz ein Problem darstellen. Die Vielzahl und die Benennung der verwendeten Filter ist leider sehr verwirrend für den Verbraucher. Genaues Hinsehen und vor allem gute, sachkundige, individuelle Beratung lohnen sich hier.
WASSERFESTIGKEIT
Die meisten Sonnenschutzmittel sind nur begrenzt wasserfest. So geht beim Baden, Duschen und auch beim Abtrocknen im Handtuch viel der Schutzwirkung verloren. Aber auch durch Schwitzen (z.B. beim Sport) löst sich das aufgetragene Mittel.
Deshalb müssen die Präparate wiederholt aufgetragen werden um den Schutz zu erhalten, allerdings verlängert er sich dadurch nicht. Da sich manche Substanzen innerhalb dieser Zeit zersetzen können, sollten jede Sommer-Saison frische Produkte angewendet werden.
Info
Sonnenschutzmittel sind in der Regel nach dem Öffnen ein Jahr haltbar.
UMWELTGEDANKE
Beim Baden spülen wir die Sonnenschutzprodukte ins Gewässer. Bestimmte UV-Filter schädigen die Umwelt, vor allem Korallenriffe und eventuell auch andere Lebewesen im Wasser und sind z.B. in Hawai deshalb verboten. Am verträglichsten für Mensch und Natur sind UV-dichte Kleidung und Sonnenschirme. Besonders Kinder sollten nur ausreichend geschützt durch Textilien, Sonnenhut mit Nackenschutz und vor allem eine geeignete Sonnenbrille mit UV-Schutz-Gläsern der Sonne ausgesetzt werden.
Der Artikel Sommer – Sonne – Sonnencreme ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.