Fachkommentar: Mag. Pharm. Gabriele Müller
Unsere Haut mit ihrer großen Oberfläche reagiert empfindlich auf Veränderungen der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung.
Gerade jetzt nach den Corona-Beschränkungen freuen wir uns alle wieder auf Sonne, Strand, Meer, Berge usw. Doch freut unsere Haut sich auch?
Sie wird gestresst von der meist ungewohnt hohen UV-Strahlenbelastung, ausgetrocknet vom Baden, Schwitzen, Duschen, Abtrocknen usw., aufgerieben von Sportaktivitäten wie Radeln oder Laufen, gereizt vom Chlor im Wasser und vieles, vieles mehr.
Auf der einen Seite ist die Heilwirkung der Sonne auf unseren Körper (Vitamin D Produktion) und unsere Seele unumstritten. Auch bessert Sonnenlicht meist dermatologische Beschwerden wie z.B. Neurodermitis, Psoriasis oder Akne. Andererseits riskieren wir Hautrötungen, Sonnenbrand, Juckreiz, Altersflecken, Faltenbildung bis hin zum Hautkrebs.
Wie lange ein Mensch ohne Bedenken in der Sonne verweilen kann (Eigenschutz) hängt vom Hauttyp ab. Ausschlaggebend ist hier die Anzahl der Melanozyten, also der Pigmentzellen in der Haut. Diese passt sich allerdings einer UV-Belastung langsam durch Erhöhung der Anzahl dieser Zellen und durch eine Verdickung an. Deshalb sollte man vor einem geplanten Urlaub mit viel Aufenthalt in der Sonne, die Haut vorher behutsam vorbereiten.
Man unterscheidet im Allgemeinen folgende HAUTTYPEN:
TYP 1
rotblondes Haar, helle Augen, sehr weißer Teint, viele Sommersprossen, bekommt sehr leicht Sonnenbrand, wird nie braun sondern nur rot
Eigenschutzzeit geschätzt 3 – 10 Minuten
TYP 2
helles Haar, helle Augen, heller Teint, oft Sommersprossen, bekommt schnell Sonnenbrand, wird kaum braun
Eigenschutzzeit geschätzt 10 – 20 Minuten
TYP 3
dunkelblondes bis braunes Haar, mittlerer Teint, helle oder dunkle Augen, bekommt selten Sonnenbrand, wird gut braun
Eigenschutzzeit geschätzt 20 – 30 Minuten
TYP 4
dunkles Haar, dunkler Teint, dunkle Augen, bekommt fast nie Sonnenbrand, wird (ist) immer braun
Eigenschutzzeit geschätzt 45 Minuten
Um unsere Haut vor UV bedingten Schäden zu schützen, hat sie zwei SCHUTZMECHANISMEN:
1. Lichtschwiele
Durch wiederholtes Sonnenbaden, also Aussetzen unserer Haut vor allem der UVB Strahlung wird eine sogenannte „Lichtschwiele“ aufgebaut. Hierunter versteht man eine Verdickung der Hornschicht, die ein Eindringen der Strahlen in tiefere Hautschichten erschwert.
2. Bräunung
Die pigmentbildenden Zellen in der Oberhaut (Melanozyten) werden aktiviert. So wird Melanin produziert, welches einem Sonnenschirm vergleichbar die leicht zu schädigenden Zellkerne schützt. So erscheint die Haut dunkler, was wir mit Schönheit und Vitalität verbinden. Allerdings ist dieser Effekt nichts anderes als ein ausgeklügelter Schutzmechanismus unseres Organismus gegen Hautschäden.
Bei einem Sonnenbrand sind die Zellen bereits akut geschädigt. Dieser gilt deshalb unbedingt zu vermeiden. Wie schnell es dazu kommt, hängt vom Hauttyp (siehe oben) und von der Intensität der UV-Strahlung ab. Wie hoch diese aktuell ist, sagt der „UV-Index“ aus, den man z.B. in der Wettervorhersage findet. Je höher dieser Wert ausfällt, desto stärker sollten die Schutzmaßnahmen sein.
Im Urlaub ändern sich die Ansprüche unserer Haut. Darum sollte man eine Reihe unterschiedlicher Pflegeprodukte im Gepäck haben, um für Reaktionen gerüstet zu sein. Achten Sie auch darauf, ob sich Ihre Medikamente mit der Sonne vertragen!
Bei Anwendung bestimmter Immunmodulatoren, Vitamin A-Präparaten, Johanniskraut-Produkten, mancher Antibiotika, einigen Schmerzmitteln u.a. ist Vorsicht geboten. Bitte hierzu stets in der Apotheke oder beim Arzt beraten lassen.
STRESS-FREI FÜR DIE HAUT
Die Haut ist der Spiegel unserer Seele, sagt man. Oft bessern sich chronische, dermatologische Beschwerden schon allein durch die Entspannung in der arbeitsfreien Zeit. Darum sollte man den Urlaub Stress-arm gestalten und sich nicht zu viel vornehmen. Eine Ruhepause auch ohne ständige Erreichbarkeit am Handy tut Körper und Geist gut.
Menschen mit empfindlicher oder vorerkrankter Haut sollten nur milde, seifenfreie, rückfettende Kosmetika und Emulgator-freie, für sensible Haut geeignete Sonnenschutzmittel verwenden. Nach Sonne und Wasserkontakt muss die Haut gut gepflegt werden. Bei einem leichten Sonnenbrand hilft es, die betreffenden Stellen gut feucht zu halten und vor allem zu kühlen. Sollte dieser großflächiger sein, bei Blasenbildung und/oder Fieber muss ein Arzt hinzugezogen werden.
Gegen leichte Hautentzündungen helfen Zink-haltige Präparate mit antientzündlichen Komponenten gut. Solche Produkte sind auch ideal bei Ekzemen oder juckenden Pusteln z.B. bei der sogenannten Mallorca Akne, Sonnenallergie und Hitzepickelchen. Ebenfalls gegen Wundscheuern beim Radeln, Wandern oder Joggen dem sogenannten „Wolf“ sind Cremes und Salben mit Zink und zusätzlichen antiseptischen Eigenschaften (eigentlich für Windeldermatitis von Säuglingen entwickelt) bestens geeignet. So können sich offene Stellen und kleine Risse nicht entzünden.
Des Weiteren sollten in der Reiseapotheke mindestens enthalten sein: Pflaster bzw. Wundverband, Schmerzsalbe oder Gel, Produkte gegen Insektenstiche, Schmerz- und Fiebertabletten, Mittel gegen Durchfall oder Verstopfung, ein Fieberthermometer und Medikamente gegen Reiseübelkeit.
Der Artikel Endlich Urlaub – aber auch für die Haut? ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.