Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter |
Die perfekte Hülle für kleine Sonnenkinder.
Die Haut von Babys und Kleinkindern unterscheidet sich markant von der eines erwachsenen Menschen: Sie ist deutlich dünner und die äußerste Schicht (Hornschicht) noch wesentlich durchlässiger.
Der Säureschutzmantel (Hydrolipidfilm) ist noch nicht intakt und Schweiß- und Talgdrüsen sind erst in der Entwicklung. Für die Sommermonate besonders ausschlaggebend ist die fehlende oder noch unzureichende Fähigkeit der Kinderhaut eine so genannte Lichtschwiele zu bilden. Dabei handelt es sich um eine natürliche Reaktion unserer Haut auf UV-Strahlung. Die Hornhaut verdickt sich, sodass quasi ein körpereigener Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von etwa vier entsteht. Diese Lichtschwiele baut sich bei uns Erwachsenen bei langsamen Gewöhnen an die Sonne über einen Zeitraum von etwa drei Wochen vollständig aus. Mit der nebenher entstehenden körpereigenen Pigmentierung kann der Eigenschutz der Haut noch einen höheren LSF (je nach Hauttyp bis zu zehn) erreichen. Voraussetzung: Er wird ganz langsam aufgebaut, ohne dass ein Sonnenbrand entsteht!
Was sagt der Lichtschutzfaktor aus?
Um den richtigen Lichtschutzfaktor auszuwählen, sollte man seine Eigenschutzzeit kennen – das ist jener Zeitraum, in dem man sich ungeschützt in der Sonne aufhalten kann ohne einer Rötung der Haut. Bei hellhäutigen Personen mit blauen Augen sind das in der Regel nur einige Minuten, bei Menschen mit mediterranem Hauttyp hingegen 30 – 40 Minuten. Die meisten Österreicher befinden sich irgendwo dazwischen. Multipliziert man die bekannte Eigenschutzzeit mit dem gewählten LSF erhält man die maximale Zeitdauer, die man in der Sonne verbringen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Ein Beispiel:
Eigenschutzzeit 20 min. x LSF 20 = maximal 400 min.
Die betroffene Person kann also höchstens sechs Stunden 40 Minuten in der Sonne genießen, ohne seiner Haut einen schmerzhaften Sonnenbrand zuzumuten, mit möglichen Folgeschäden wie Hautkrebs. Bedenkt man, dass auch durch Kleidung und Sonnenschirm ein gewisser Teil UV-Licht dringt und sich die Sonneneinstrahlung am Wasser verstärkt, geht sich mit LSF 20 in diesem Fall nur ein mittellanger Badetag aus.
Außerdem muss dem mündigen Konsumenten bewusst sein, dass der Lichtschutzfaktor nur eine Aussage über den UVB-Anteil des Lichts macht. Nur wenn sich auch ein Kreis mit „UVA“ auf dem Sonnenprodukt findet, ist auch ein ausreichend hoher Schutz gegen den UVA-Anteil gegeben (also mindestens ein Drittel vom UVB), der eher für allergische Reaktionen und Hautalterung verantwortlich ist.
Erreicht wird der Schutz einer Sonnencreme (oder anderer Produkte) durch enthaltene spezielle UV-Filter. Das sind Substanzen, die auf unterschiedliche Art und Weise die Wirkung des UV-Lichtes vermindern.
Man unterscheidet zwei Gruppen:
Mineralische Filter: Wie Zinkoxid, Titandioxid: nach dem Auftragen der Creme (i weißliche Hautoberfläche) reflektieren die kleinen Partikel das Sonnenlicht. Sie wirken also „mechanisch“, nicht chemisch. Zumeist in Baby- und Kinderprodukten verwendet.
„Chemische“ Filter: Sie reflektieren die schädlichen Strahlen nicht, sondern wandeln sie in ungefährliche Energie (Wärme) um. Es gibt eine ganze Auswahl an Substanzen, die eingesetzt werden können. Vorsicht: bei empfindlichen Personen können chemische Filter eine Allergie auslösen.
Damit eine Sonnencreme auch tun kann, was sie verspricht, sind ein paar Anwendungshinweise unbedingt einzuhalten:
- Etwa eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad und ausreichend dick auftragen, damit sich der Schutz voll entfalten kann.
- Nach dem Schwimmen nachcremen! Auch Sonnenschutzcremes mit liposomaler Technik „überstehen“ nur etwa 15 – 20 Minuten Baden ohne Wirkungsverlust.
Aber Vorsicht: Nachcremen verlängert nicht die „erlaubte“ Zeit! Es garantiert nur die ursprünglich nach obiger Formel berechnete Dauer, die man unbeschadet in der Sonne verbringen kann. Möchte man länger einen Sonnenbrand vermeiden, müsste man von vorne herein zu einem höheren LSF greifen.
Zurück zu unseren Kleinsten. Wie eingangs beschrieben ist die Haut von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht in der Lage sich selbst zu schützen und auch bei älteren Kindern oft noch sehr empfindlich.
Voll ausgereift ist die Haut erst mit etwa 12 Jahren, also mit Beginn der Pubertät.
Um die Kleinsten wirkungsvoll vor Sonnenschäden zu bewahren, dürfen sie nicht direktem UV-Licht ausgesetzt werden. Eingehüllt in Kapperl oder Hut, luftige Hose und T-Shirt sollten sie den Badetag am besten unter Bäumen oder einem Schirm verbringen. Speziell in der Mittagszeit (11 – 15 Uhr) ist ein kühler Schattenplatz der richtige Aufenthaltsort für Säuglinge und Kleinkinder.
Nichtsdestotrotz ist das Eincremen mit einer Sonnencreme (bevor man das Haus verlässt) erforderlich, da – wie schon gesagt – das UV-Licht auch durch Kleidung oder Schirm dringt. Dafür ist ein hoher LSF (am besten 50) mit entsprechendem Schutz gegen UVA und mineralischem Filter die beste Option. Für größere Kinder stehen auch Produkte mit chemischen Filtern zur Verfügung. Und für ganz vorsichtige Eltern: Im Handel gibt es auch eigene Kleidung mit UV-Schutz!