Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter |

Ohne funktionstüchtige Ohren könnten wir nicht mit anderen Menschen kommunizieren und statt aufrecht und gerade zu gehen, würden wir schwindlig herumtaumeln.

Ohrmuschel und Ohrläppchen bilden das Außenohr, das über den äußeren Gehörgang bis zu einer dünnen beweglichen Membran, dem Trommelfell, reicht. Dahinter liegen Mittel- und Innenohr, die beide sehr kompliziert aus vielen kleinsten Knöchelchen, Gängen, sensorischen Zellen und Nerven aufgebaut sind, um Gehör und Gleichgewicht zu ermöglichen. Vom Mittelohr führt die sogenannte Eustachische Röhre („Ohrtrompete“) in den Nasenrachenraum.

Krankhafte Veränderungen oder Verletzungen im Bereich des Ohres führen meist zu rasch zunehmenden Beschwerden. Besonders häufig betroffen sind kleine Kinder, aber auch Erwachsene leiden nicht selten unter quälenden Ohrenschmerzen.

Als Auslöser kommen grundsätzlich verschiedene Ursachen in Betracht, sehr häufig treten Ohrenschmerzen allerdings in Zusammenhang mit einer Erkältung (grippaler Infekt) oder Grippe auf. Erreger können durch den Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum (Ohrtrompete) zu den Ohren aufsteigen und dort eine Entzündung auslösen. Bei Kindern ist die Ohrtrompete noch so eng, dass sie durch die Schleimhautschwellung komplett verlegt werden kann. Eiter und Entzündungsflüssigkeit können dann nicht mehr aus dem Mittelohr abfließen, der entstehende Druck führt zu Schmerzen. Schnäuzen kann kurzfristig zu Entlastung führen.

Gerade jetzt im Sommer steigt wieder das Risiko für Ohrenentzündungen. Das Schwimmbad ist der wohl beliebteste Ferien-Aufenthaltsort unserer Kids: durch langes Planschen bleibt einerseits Wasser im äußeren Gehörgang „gefangen“, andererseits besteht durch unbemerktes Auskühlen im Wasser oder Zugluft die Gefahr, sich zu erkälten. Ohrenschmerzen treten deshalb oft in der heißen Jahreszeit auf.

Abhilfe

  • Um zu verhindern, dass Wasser eindringen kann, eignen sich „Ohrenstöpsel“, die es in verschiedener Ausführung auch speziell für Kinder gibt.
  • Um Wasser aus dem Ohr zu bringen
    • Kopf seitlich halten (parallel zum Boden), Ohrläppchen und Ohrmuschel auseinanderziehen und vorsichtig auf die andere (nach oben zeigende) Kopfhälfte klopfen.
    • Ein Papiertaschentuch zusammen rollen und mit der Spitze ins Ohr einführen zum Aufsaugen des Wassers.
    • Keinesfalls Wattestäbchen verwenden! Dadurch wird die schützende Ohrenschmalzschicht zerstört und im schlimmsten Fall das Trommelfell verletzt.

Weitere mögliche Ursachen für Ohrenschmerzen

  • akute oder chronische Mittelohrentzündung (Otitis media). Sie wird meist durch Bakterien oder Viren ausgelöst und kann besonders starke Ohrenschmerzen verursachen.
  • Entzündungen des äußeren Gehörgangs (Ohr- und Gehörgangsfurunkel, Wundrose, Gürtelrose)
  • Zahnentzündungen, Mandelentzündung und Ohrspeicheldrüsenentzündung (zum Beispiel bei Mumps oder Masern)
  • Gehörgangsverstopfung durch Ohrenschmalz-Propf oder Fremdkörper (Kleinkinder)
  • Trommelfellperforation durch äußere Verletzung mit spitzen Gegenständen oder beim unsachgemäßen Reinigen (z.B. mit einem Wattestäbchen)
  • Das sogenannte Barotrauma des Trommel-fells: Verletzung durch Druckwellen, beispielsweise bei extremem Lärm, einem Schlag aufs Ohr, durch eine Explosion oder Druckschwankungen ohne Ausgleich über die Ohrtrompete (z.B. bei Tauchunfällen)
  • Probleme am Kiefergelenk oder Zahnprobleme, die zum Ohr ausstrahlen

Alle Ohrenschmerzen, die länger anhalten oder bei denen sich weitere Symptome wie eine Hörminderung, Fieber oder allgemeine Krankheitszeichen einstellen, müssen ärztlich abgeklärt und gegebenenfalls therapiert werden.

Leichte Ohrenschmerzen, die in Folge eines grippalen Infektes mit Schnupfen oder in Kombination mit Zahnproblemen auftreten, können im Rahmen einer Selbst-Medikation behandelt werden, solange die Beschwerden dabei besser werden.

Hier eine Auswahl rezeptfreier Mittel

Schulmedizinische Wirkstoffe

  • Abschwellende Nasentropfen: bewirken, dass die innere Belüftung des Ohres über den Nasenrachenraum und die Ohrtrompete wieder möglich ist – Achtung: Anwendung nicht länger als eine Woche!
  • Schmerzstillende Wirkstoffe zum Einnehmen: Paracetamol. Zusätzlich entzündungshemmend: Ibuprofen, Acetylsalicylsäure u.a.

Achtung

Symptome können dadurch verdeckt und ernste Ursachen möglicherweise zu spät erkannt werden!

Pflanzliche und homöopathische Mittel

  • Homöopathische Ohrentropfen: können Entzündungen hemmen und schmerzlindernd wirken.
  • Kombination aus Eisenkraut, Enzianwurzel, Holunderblüten, Sauerampfer und Schlüsselblume: führt zur Schleimlösung in den oberen Atemwegen bzw. Nasennebenhöhlen. In Saftform auch für Kinder.

Hausmittel gegen Ohrenschmerzen

  • Zwiebelwickel: Schlagen Sie eine fein gehackte angewärmte Zwiebel in ein Stück Stoff ein und fixieren Sie den Wickel für 20 – 30 Minuten hinter dem Ohr.
  • Infrarotlicht: Bei chronischen Ohrenschmerzen kann die Wärme eines Infrarot-Strahlers lindernd wirken. Wärme steigert die Durchblutung und verbessert den Stoffwechsel am kranken Ohr.

Achtung

Infrarotlicht nicht bei einer akuten Entzündung anwenden!